von Robert Wagner / Dipl. Ing. Nik Sturm
Während im Stadtgebiet Rösrath seit 1945 eine rege Bautätigkeit zu verzeichnen ist, gibt es eine Reihe kleinerer denkmalgeschützter und schützenswerter Objekte, die weniger ins Auge fallen und in teilweise so schlechtem Zustand sind, dass dringender Handlungsbedarf besteht, wenn diese historischen Zeugnisse nicht bald aus dem Stadtbild ganz verschwinden sollen. Dazu gehören zahlreiche Wegekreuze und Bildstöcke sowie Friedhofskreuze, vor allem auf dem Volberger Friedhof.
Um diese „steinernen Zeugen der Vergangenheit“ wieder ins Bewusstsein zu rufen, startet der Geschichtsverein Rösrath eine Aktion zur Dokumentation, Reinigung, Sanierung und Konservierung der Wegkreuze. Die Motivation für diese Aktion begründet sich zum einen auf die satzungsgemäßen Verpflichtung zum Engagement im Denkmalschutz, zum anderen aber auch auf die Erkenntnis, dass die neuen Stelen an der Stadtgrenze eine durchaus begrüßenswerte Bereicherung darstellen, aber historische Wegkreuze weder ersetzen können noch in Vergessenheit geraten lassen dürfen. Ähnliche Überlegungen haben in der Nachbarstadt Overath und an zahlreichen anderen Orten bereits zur Restaurierung vieler Wegkreuze geführt.
Der Geschichtsvereins Rösrath und der Denkmalbeauftragte der Stadt Rösrath bieten dabei allen Beteiligten sachverständige Planung und Betreuung, Koordinierung und Informationen über den historischen Hintergrund der Objekte an. Der Geschichtsverein regt in Zeiten knapper öffentlicher Kassen an, im Rahmen von Synergieeffekten Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Institutionen, Stiftungen und Firmen einzuladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen, dessen Kosten sich in überschaubarem Rahmen halten. Zugesichert haben bereits Stadt und Bürgerstiftung und Raiffeisenbank ihre Mithilfe. Um die Überschaubarkeit des Projektes zu gewährleisten, wäre das Zeitfenster von Ostern bis Allerheiligen (April – November) für die Durchführung des Projektes geeignet. Die Eigentümer, die der Geschichtsverein zur Teilnahme auffordert, sind Privatbesitzer, die Pfarrgemeinde und die Stadt.
Die Liste der vorgeschlagenen Objekte umfasst 10 Wegekreuze und zwei Bildstöcke im ehemals vorwiegend katholisch geprägten Ortsteil Rösrath sowie ein Friedhofskreuz auf dem evangelischen Volberger Friedhof in Hoffnungsthal. Alle Objekte haben ihre eigene Geschichte: bei drei Objekten handelt es sich um Stationen des alten Kreuzwegs von der Rösrather Kirche über Venauen nach Ellersberg, andere Kreuze waren bestimmten Höfen zugeordnet und sind besondere Zeugnisse Rösrather Familiengeschichte.
Besondere Bedeutung haben für den Geschichtsverein zwei Objekte: das stark in Mitleidenschaft gezogene Wegkreuz der Familie Frielingsdorf unmittelbar am katholischen Augustinushaus in Rösrath und das wieder zu errichtende Grabkreuz des Johann Wilhelm Christian Blech auf dem evangelischen Volberger Friedhof. Wie zu zeigen sein wird, könnte die gleichzeitige Wiederherstellung und Einweihung dieser beiden Objekte ein besonders positives ökumenisches Zeichen sein in einer Kommune, die Jahrhunderte lang durch konfessionelle Spaltung und Zerrissenheit geprägt war.
Dazu passt vor allem die Geschichte des Johann Wilhelm Christian Blech, Besitzer der Rambrücker Mühle, der am Abend des 17. Februar 1874 auf dem Heimweg von Altenrath in Begleitung von Pastor Marx und Vikar Welsch heimtückisch erschossen wurde und dessen wirklicher Mörder trotz aller Bemühungen von Bürgermeister Rohr und der Kölner Justiz nie gefasst werden konnte. Johann Wilhelm Christian Blech war als Evangelischer mit einer katholischen Frau verheiratet und musste möglicherweise – so vermuten es Chronisten – sein Leben lassen, weil er eine katholische Frau aus Siegburg geheiratet hatte, deren Konfession er erwerben wollte. Es wäre schön, wenn gerade dieses Denkmal, dass durch den Umsturz von Bäumen 1999 in seine Einzelteile zerlegt wurde, in einer ökumenischen Feier wieder eingeweiht werden könnte.
Ansprechpartner: Denkmalpflegebeauftragter der Stadt Rösrath:
Dipl. Ing. Nik Sturm (Büro Sturm, 0 22 05 / 81 507)